Biogene Schadstoffe in Gebäuden

Belastung von Gebäuden durch Pilze, Mikroben und Kott

Bei biogenen Schadstoffen kommt den Mikroorganismen, wie Schimmelpilze, Kleinalgen, Protozonen und Bakterien, eine grosse Bedeutung zu. Mikroorganismen sind überall in der Biosphäre unseres Planeten anzutreffen, so auch in Gebäuden. Mikroben vermehren sich rasant, wo Wasser vorhanden ist. Der in den meisten Innenräumen vorhandene Staub und Schmutz enthält hinreichend Nährstoffe für ein ausgiebiges Wachstum die­ser Lebewesen. In Spitäler wird ein grosser technischer Aufwand getrieben, um Opera­tionssäle keimfrei zu halten. In Ops haben Mikroben nichts verloren, in der Natur sind sie als Recycler aber unverzichtbar und gar im Körper des Menschen unterstützen sie ente­ro­logische Prozesse. Auch im heimischen Umfeld oder an normalen Arbeitsplätzen ge­hören sie zur Umwelt, aber nur in einem ähnlichen Umfang, wie sie als Hintergrundbelastung typisch vertreten sind.

Der Mensch hat sich an das Vorhandensein von diesen allgegenwärtigen Lebewesen gewöhnt und unser Immunsystem hat Abwehrreaktion gegen Infektionen von vielen pathogenen Keim­arten entwickelt. Wenn jedoch das Immunsystem durch eine Krankheit oder medi­zi­nische Medikation stark beeinträchtigt ist oder sonst wie überfordert ist, spielen diese Abwehrfunktionen nicht mehr zuverlässig. Auch gibt es immer mehr Menschen die aller­gische Reaktionen, also Über­reaktion auf Sporen, Zellfragmente und Stoffwechselprodukte von Mikro­or­ganismen zeigen.

Die meisten Quellen von biogenen Schadstoffen stehen in einem engen Zusammenhang mit einer hohen Feuchtigkeit oder gar mit Wasserschäden. Deshalb sind bei biogenen Problemen in Gebäuden, insbesonder bei Belastungen die von Mikroorganismen, wie Schimmelpilze und Bakterien, ausgehen, auch der Feuchteschutz und Wasserschäden zu ermitteln.

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Bild: Darstellung von möglichen Feuchtelasten und biogener Schadstoffe in Gebäude

Äussere Feuchtequellen

In der obigen Grafik sind folgende Beispiele mit Feuchtelasten, die von Aussen auf das Gebäude einwirken dargestellt:

1 Schlagregen gegen Fassade und Fenster 2 Spritzwasser, besonders bei harten Belegen 3 Sickerwasser 4 Hang- oder Stauwasser 5 Grundwasser oder kapillar aufsteigendes Wasser 6 Wasser unter versiegelter Oberfläche 7 Rückstau oder fehlende Drainage 8 Rückstau bei Meteorwasserrinnen /-Schächten 9 Wasseranzug bei fehlender Tropfnase 10 Seitlich in Mauerwerk eindringende Feuchtigkeit 11 In Mauerwerk aufsteigende Feuchte 12 Aufsteigende Feuchte in Bodenplatte

Mangelhafter Feuchteschutz

In der obigen Grafik sind folgende Beispiele mit mangelhaften Feuchteschutz dargestellt:

13 Fehlende / mangelhafte Horizontalsperre 14 Fehlende / mangelhafte Vertikalsperre 15 Ausblühung (Effloreszenz), Abplatzen von Putz 16 Riss in Bodenplatte 17 Riss in Aussenwand 18 Undichtigkeit Aussenmauer zu Dachkonstruktion 19 Dachdurchführung (z.B. Kamin, Fenster) 20 Undichtes Dachfenster oder Dachfensterzarge 21 Undichte Dacheindeckung 22 Fehlende oder mangelhafte Dampfsperre zu Innendämmung von Aussenwänden oder Dach

Wärmebrücken

Mit Wärmebrücken steigt das Risiko von hoher Feuchtigkeit in Oberflächennähe, weil an dieser die Luft abgekühlt wird. Kühlere Luft kann weniger Wasser aufnehmen, dadurch scheigt die relative Luftfeuchtigkeit. In der obigen Grafik sind folgende Beispiele mit Wärmebrücken dargestellt:

23 Ausseneck (geometrische Wärmebrücke) 24 Mauersockel(konstruktive Wärmebrücke) 25 Auskragende Decke (konstruktive Wärmebrücke) 26 Kamin (konstruktive Wärmebrücke) 27 Fensterlaibungen und Anschlüsse, (konstruktive Wärmebrücke), Fenstersturz (stoffl. Wärmebr.) 28 Rollladen- und Storenkasten (konstruktive Wärmebrücke) 29 Nieschen für Heizkörper (konstruktive Wärmebrücke) 30 Installationen in der Wand (stoffl. Wärmebrücke) 31 Befestigungen in der Wand (stoffl. Wärmebrücke)

Kalt-, Warm- und Heizwasser

Wasserführende Leitung stellen verschieden Feuchterisiken dar. Beispiel dafür sind in der obigen Grafik dargestellt:

32 Durchführung durch Aussenwand (Bodenplatte) 33 Kondensat an kalten Leitungen und Apparaten 34 Überdruckventil Warmwasserboiler 35 Leckagen an Heiz- oder Wasserleitungen, an Wasch­maschine oder Geschirrspüler 36 Rückstau an Bodenabläufen / Abwasserschächten 37 Lecks an Abwasser­leitungen 38 Kondensation von Heizungsabgasen

Problematische Einrichtungen

Hinterer grösssere Einrichtungsgegenständen an Aussenwänden besteht, beim Fehlen einer hochwertigen Dämmung der Aussenwand, ein erhöhtes Schimmelrisiko. Beispiele sind in der obigen Grafik dargestellt:

39 Abkühlung der Luft hinter Vorhängen 40 Möbel zu nahe an kühlen Oberflächen

Nutzungsbedinge Feuchtelasten

Durch die Nutzung werden Feuchtelasten in das Gebäude eingebracht, die sich kumulieren, wenn sie nicht nach Aussen abgeführt werden (Lüften). Beispiele dafür:

41 Personen, die sich im Gebäude aufhalten 42 Kochen und Abwaschen 43 Duschen und Baden 44 Waschen und Wäsche trocknen 45 Feuchte Wäsche in Schränken und Komoden 46 Feuchte Betten (am Morgen nicht ausgelüftet) 47 Luftbefeuchter 48 Haustiere, die sich im Haus aufhalten 49 Pflanzen im Hause 50 Abgekühlte Oberflächen über Fenster in Kipp­stellung 51 Nasse, vereiste oder mit Schnee beladene Fahr­zeuge 52 Feucht-warme Sommerluft trifft auf kühle erdbe­rührte Auswandflächen

Nassbereiche mit Risiko auf mikrobiellen Befall und Geruchsemissionen

Nasbereiche, das sind Flächen die unter Normalbedingungen oft benetzt werden, sind besonders auf eine Ansiedlung von Mirkrooorganismen anfällig: Beispiele dafür:

53 Mikrobiologisch belastete Befeuchter/Klimageräte 54 Pflanzen, Erd- oder Hydrokultur 55 Aquarium mit Biofilm 56 Fensterfugen und Fugenmasse 57 Fugenmasse in Küche und Nasszellen 58 Fliesenfuge in Nasszellen 59 Installationen, aus denen Gerüche, die ihren Ursprung wo anders haben, austreten 60 Ausgetrocknete Siphons 61 Legionellen und andere Bakterien im Warmwasser 62 Mikrobiologisch belastete Haushaltegräte 63 Biofilm auf Balkonböden 64 Schlecht trocknende Brüstungsoberflächen 65 Veralgung von Wärmedämmverbundsystemen 66 Nasses Konstruktionsholz ist anfällig auf holzzerstörende Pilze

Weitere biogene Quellen mit allergischem Potenzial

Es gibt auch in Abwesenheit von Wasser biogene Quellen die zu allergische Reaktionen bei den Nutzern führen können. Beispiele dafür:

67 Inaktive Biomasse aus früherem Schadenfall 68 Pflanzen mit allergischem Potenzial, z.B. Ficus benjamina 69 Haustiere mit allergischen Haaren oder Exkremente, z.B. Katzenhaar, Vogelkott 70 Hausstaubmilben, deren Kot allergen ist

Schweizer Recht

Verantwortung von Planern und Bauhandwerker

Das Strafgesetzbuch sieht in Art. 229 den Tatbestand Gefährdung durch Verletzung der Regeln der Baukunde vor. Demnach kann, wer vorsätzlich bei der Leitung oder Ausführung eines Bauwerks oder eines Abbruchs die anerkannten Regeln der Baukunde ausser Acht lässt und dadurch wissentlich Leib und Leben von Menschen gefährdet, mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe bestraft werden. Bei fahrlässigem ausser Acht lassen kann die Haftstrafe bis 3 Jahre ausfallen.

Mieter gegenüber Vermieter

Eine hygienisch nicht tollerierbare Belastung einer Mietsache stellt einen Mangel am Mietobjekt dar. die rechtliche Asbekte dazu haben wir auf unserer Seite "Innenraumklima + Raumluftqualität", im Kapitel "Mängel an der Mietsache", dargestellt. Jedoch auch der Vermieter hat Rechte.

Verantwortung von Arbeitgeber

Verordnung über den Schutz der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen vor Gefährdung durch Mikroorganismen (SAMV) Verordnung über den Umgang mit Organismen in geschlossenen Systemen (Einschliessungsverordnung, ESV)